24.04.2020
Heute ist der 24. April 2020, der Internationale Tag des Versuchstiers!
Es ist ein Tag, der für uns eine ganz besondere Bedeutung hat.
Seit einem Monat gibt es in unserer Tieroase am Regenbogen wieder Schafe. Sicher nichts Ungewöhnliches, wenn man ein 15 000 qm großes Grundstück hat, wird man denken. Doch für uns sind diese Schafe etwas Besonderes. Es sind 5 Schafe, die zutraulich, intelligent und lustig sind und wie Hunde zu uns gelaufen kommen, wenn sie uns sehen oder unsere Stimme hören. – Es sind ehemalige Labortiere. Sie wurden aus einem Tierversuchslabor an uns freigegeben. Mehr über das „Schaf Mutti und ihre Patchworkfamilie“ demnächst. Doch nun ein Blick zurück.
Vor ungefähr 25 Jahren haben wir unser erstes „Versuchstier“ bei uns aufgenommen. Es war eine Englische Foxhound Hündin. Der Name dieses wundervollen Hundes war „Sheila“. Wir hatten sie in einem Tierheim entdeckt und gleich adoptiert. Damals wohnten wir noch in Berlin in einer Mietwohnung. Später hatten wir recherchiert und vieles herausgefunden über ihre Vergangenheit, wo und welcher chirurgische Eingriff an ihr durchgeführt worden war und wir haben auch den Tierarzt ausfindig machen können, der ihr das Leben gerettet hatte.
Vor 20 Jahren haben wir dann unsere Wohnung in Berlin aufgegeben und sind „aufs Land“ gezogen, hierher nach Sperenberg, wo genügend Platz vorhanden war für einen Gnadenhof für notleidende Tiere. Wir lernten die Gründerin einer der ersten Tierschutzorganisationen kennen, die sich unermüdlich dafür einsetzte, für Laborhunde, zumeist Beagle, geeignete Halter zu finden. Wir wurden Mitglieder in ihrer Organisation. In unserer Freizeit, Nick arbeitete damals noch als Radiotechniker in Berlin, holten wir Hunde in verschiedenen Forschungseinrichtungen in Deutschland ab und brachten sie in ihr neues Zuhause und bemühten uns zusätzlich auch selbst darum geeignete Familien für diese Hunde zu finden.
Ein paar Jahre nachdem wir Foxhound „Sheila“ aufgenommen hatten, übernahmen wir eine uralte, schwerkranke, inkontinente Beaglehündin, übersät mit Tumoren und einem Implantat am Hals unter der Haut an der Hauptschlagader. Wir gaben ihr den Namen „Lucy“ Einige Monate später kamen zwei weitere Laborhunde direkt aus einer Forschungseinrichtung zu uns. Es waren zwei riesengroße ehemalige Zuchthündinnen, sogenannte Foxhounds. Ihre Namen waren „Arabella“ und „Aisha“. Auch sie waren alt, verbraucht und beide krebskrank. Ein gutes halbes Jahr lebten sie noch bei uns, in Freiheit, geliebt und geachtet. Doch der Krebs war längst zu weit fortgeschritten und hatte bereits mehrere Organe befallen. Sie wussten es nicht, wir wussten es nicht. - Das ist jetzt so viele Jahre her, und doch, ihr Verlust, es tut immer noch so weh. Mein Gott, was haben wir Sheila und diese drei armen, lieben, alten Laborhunde geliebt.
Viele weitere ehemalige Laborhunde haben wir in den folgenden Jahren zusätzlich zu unseren anderen Gnadenhoftieren aufgenommen. Inzwischen gibt es in Deutschland mehrere Vereine, die Laborhunde vermitteln.
Doch wir stellten fest, dass es für sogenannte „Labor-Nutztiere“ die aus Forschungseinrichtungen zur Vermittlung freigegeben werden, nur wenige Tierschützer gibt, die diese Tiere vermitteln oder bei sich aufnehmen. Für die Vermittlung wenigstens einer kleinen Anzahl dieser Ex-Labor-Nutztiere haben wir uns deshalb in den vergangenen 20 Jahren eingesetzt. Es ist natürlich schwieriger für ein sogenanntes Nutztier ein Zuhause zu finden, wo es nicht irgendwann geschlachtet werden soll, als für ein Haustier, wie z.B. einem Beagle.
Wir haben in den vergangenen Jahren Minischweine, Schafe, Ziegen, Hühner, Rinder, Pferde und Tauben, die aus Versuchslabors an uns zur Vermittlung freigegeben wurden, an geeignete Halter oder andere, größere Gnadenhöfe und Tierschutzorganisationen vermittelt. Einige dieser Tiere, wie Minischweine und Schafe haben wir auf unserem Gnadenhof aufgenommen. Unser ältestes Labor-Minischwein „Perky“ ist jetzt bereits 14 Jahre alt, also schon ein betagter Senior.
Oft, wenn wir für Labortiere ein Zuhause suchen, kommen folgende Kommentare und Fragen, wie: Ich habe gehört, dass man Ratten und Mäuse für Tierversuche nimmt, aber dass man andere Tiere dafür nimmt, habe ich noch nie gehört. Ich habe gehört, dass es heutzutage viel weniger Tierversuche gibt als früher. Ist das so? Oder wir werden gefragt: was macht man denn für Versuche mit Hühnern oder Schafen, was für Versuche werden denn überhaupt mit den Tieren gemacht? – Wer´s wirklich wissen will, der sollte sich die Zeit nehmen und selbst im Internet recherchieren. Dort gibt es unendlich viele interessante Informationen. Aber das ist nur für die, die wirklich etwas zum Thema Tierversuche wissen möchten!
Solange Tierversuche rechtlich erlaubt und immer noch gesetzlich vorgeschrieben sind, wie z.B. für die Zulassung von neuen Medikamenten, die Prüfung von Chemikalien, auch Schädlingsbekämpfungsmitteln und anderen toxischen Substanzen und vieles, vieles mehr, werde ich mich dafür einsetzen, für die wenigen Tiere, die aus den ebenfalls wenigen Forschungseinrichtungen und Labors freigegeben werden zur Vermittlung, ein geeignetes Zuhause zu finden.
Das bedeutet nicht eine Befürwortung von Tierversuchen. Es bedeutet die Achtung vor dem einzelnen Tier. Versuchstiere sind kein Abstraktum. Jede Versuchsreihe besteht aus vielen Tieren, vielen Individuen und wenn ich einem einzigen dieser Tiere ein Weiterleben ermöglichen kann, dann werde ich mich dafür einsetzen!
Beate Busse
In diesen schweren Zeiten dürfen wir Menschen die Tiere nicht vergessen, auch nicht die Tiere aus den Versuchslabors.
Bitte helfen Sie uns mit einer Spende, damit wir weiterhin Tieren in Not helfen können.